Schubversuche an Plattenbalken und Durchlaufträgern
Mörsch begründet seine „Fachwerkanalogie“
1906 führte das Unternehmen in Neustadt an der Haardt umfangreiche Versuche an Plattenbalken und Durchlaufträgern durch, wobei die Erfassung wirklichkeitsgetreuer Schubkräfte und deren rechnerische Erfassung im Mittelpunkt standen. Die Versuchsergebnisse gaben Emil Mörsch die Möglichkeit, seine Theorie der Schubspannungen, die in der nach ihm benannten „Fachwerkanalogie“ zusammengefasst ist, zu vertiefen und 1907 in der 3. Auflage seines Lehrbuches „Der Eisenbetonbau“ zu veröffentlichen. Diese Auflage, nun auf 376 Seiten angewachsen, erschien zum ersten Mal auch in französischer, englischer und italienischer Sprache.
Auf dem Betontag 1907 erläuterte Emil Mörsch seine Theorie anhand von Schubdiagrammen. Die ebenfalls in Neustadt gewonnenen praktischen Erkenntnisse an Durchlaufbalken stimmten mit den theoretischen Vermutungen überein. Mörsch konnte überzeugend nachweisen, dass Schubaufbiegungen an den Mittelstützen den Bügelbewehrungen überlegen waren.
In den Folgejahren wurden weitere Versuche zur Erforschung des Stahlbetons mit wenigen Ausnahmen durch den „Deutschen Ausschuss für Eisenbeton“ durchgeführt. Dennoch hat Wayss & Freytag auf Vorschlag von Mörsch einige bemerkenswerte eigene Versuchsreihen an der MPA Stuttgart durchführen lassen:
- 1920 zur Wirkung von Schubkräften bei Balken mit veränderlicher Höhe
- 1925 zur Berechnung von Winkelstützmauern
- 1927 an Balken mit halber Schubsicherung und an Balken mit voller Schubsicherung, aber mit Betonen der halben in Rechnung gestellten Festigkeit