Das Lagerhaus in Strassburg
In einem Guss aus Stahlbeton
Der Franzose François Hennebique (1842 – 1921) war der erste Unternehmer, der die Monierbauweise monolithisch auf ganze Hochbauten angewandt hat. Durch die Ausführung von Plattenbalkendecken mit biegefest verbundenen Stützen revolutionierte er die Stahlbetonbauweise. Obwohl ohne technische Vorbildung, sieht man von einer Lehre als Steinmetz ab, tat sich Hennebique als großartiger Konstrukteur hervor, dessen Bauwerke sich durch ungewöhnliche Kühnheit auszeichneten.
Da es zwischen ihm und G. A. Wayss zu keiner Einigung über eine Zusammenarbeit gekommen war, wurde die Entwicklung der monolithischen Bauweise durch Wayss & Freytag unabhängig vorgenommen. Falsche Rechenansätze und Konstruktionsmängel wurden schnell behoben, sodass 1899 nach verschiedenen kleineren Bauvorhaben mit dem Neubau des städtischen achtgeschossigen Lagerhauses im Rheinhafen von Straßburg das erste große monolithische Stahlbetongebäude realisiert werden konnte. Der Auftrag für den Rohbau war gegen den deutschen Lizenznehmer Hennebiques, der Firma Züblin, im Wettbewerb gewonnen und in nur vier Monaten Bauzeit ausgeführt worden. Die Kostenersparnis gegenüber der damals üblichen Bauweise mit Stahlträgern und –stützen betrug 30%. Tragwerksplanung und Bauleitung lagen in den Händen des herausragenden Ludwig Zöllner.